Zweck der Therapie:

Die Radiosynoviorthese, kurz RSO, dient der gezielten, lokalen Therapie entzündeter Gelenke, weitgehend unabhängig von der Grunderkrankung. Diese Behandlung ist angezeigt bei chronischen Entzündungen der Gelenkinnenhaut (sog. Synovialitis) mit wiederkehrenden Gelenkergüssen und Schmerzen z.B. bei:

  • chronischer Polyarthritis, rheumatoider Arthritis („Gelenkrheuma“)
  • reaktiver Arthritis (z.B. nach Magen-Darm-Infekten)
  • Gelenkentzündung bei Schuppenflechte
  • PVNS (pigmentierter villonodulärer Synovialitis), 4-6 Wochen nach OP
  • reaktiver Gelenkerguss nach Prothesenimplantation (vor allem Knieprothese)

Die Indikation zur RSO wird durch den behandelnden Arzt, in der Regel ein Rheumatologe oder Orthopäde, gemeinsam mit dem Nuklearmediziner gestellt. Voraussetzung für die Behandlung ist der Nachweis einer Entzündung der Gelenkschleimhaut, einer sog. Synovialitis, durch eine aktuelle Skelettszintigraphie oder in Einzelfällen durch eine Kernspintomographie.

Verteilung der radioaktiven Therapiesubstanz Y-90 im Kniegelenk nach der Injektion.

Behandlungsablauf

[1] Vorgespräch
In einem ausführlichen Gespräch besprechen Sie mit einem unserer Ärzte Ihre Beschwerden, die bisher durchgeführten Untersuchungen und Behandlungen. Um sicherzustellen, das die Radiosynoviorthese (RSO) bei Ihnen den gewünschten Erfolg bringt ist ein Entzündungsnachweis durch ein bildgebendes Verfahren erforderlich. Hierzu eignet sich die Knochenszintigraphie (s. Patienteninfos „Knochenszintigraphie“) oder auch die Kernspintomographie.

 

Sollten die Kriterien für die Durchführung einer RSO bei Ihnen vorliegen, wird in einem Vorgespräch das Behandlungsverfahren ausführlich mit Ihnen besprochen. Hierzu zählen folgende Besonderheiten:

  • Therapie nur der entzündlichen Komponente (Synovialitis), keine Behandlung von Knorpel-/ Knochenverschleiß.
  • Wirkeintritt nach 4-8 Wochen, zunächst auch Verschlimmerung der Symptomatik für einige Tage, erst nach 3-4 Monaten kann der Therapieerfolg abschließend beurteilt werden
  • Bei massiver Verdickung der Gelenkinnenhaut ggf. zweite Therapie nach 3-4 Monaten nötig
  • Ruhigstellen des Gelenkes für etwa 2 Tage: vorsichtige Belastung: Ja; Bewegen des Gelenkes: Nein. Bei Gelenken der Beine: WC-Gang mit Unterarmgehstützen
  • RisikenInfektion (sehr selten, da Injektion eines Betastrahlers) und Gewebsuntergang durch Injektion neben das Gelenk (extrem selten), pathologische Verbindung der Gelenkhöhle zu angrenzenden Sehnenscheiden (sehr selten), Thrombosen (v.a. bei Varizen, Thrombosevorgeschichte, familiären Gerinnungsstörungen, Immobilisierung)
  • Nebenwirkung: (selten) Erwärmung und „Pochen“ des Gelenkes

[2] Injektion
Es wird eine Spur einer radioaktiven Substanz unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle in das betreffende Gelenk injiziert. Die Substanz
reichert sich in der Gelenkschleimhaut an und führt durch ihre energiereiche Strahlung mit sehr kurzer Reichweite von wenigen Millimetern zu einer gezielten Bestrahlung der entzündeten Schleimhaut. Infolge dessen nehmen Ergussbildung und die Schmerzen im Gelenk ab. Die verwendete Substanz wird sehr gut vertragen, allergische Reaktionen sind nicht bekannt. Zusätzlich wird in den meisten Fällen Cortison in das Gelenk gegeben; hierdurch kann es gelegentlich zu einer harmlosen, vorübergehenden Gesichtsröte kommen. Bei einer bestehenden Zuckererkrankung kann es zu einem vorübergehenden Blutzuckeranstieg kommen.

 

Das Gelenk wird nach der Injektion mit einem straffen Verband und ggf. mit einer Schiene ruhig gestellt. Sie sollten das Gelenk für die nachfolgenden 2 Tage nicht beugen, um einen Abstrom des Medikamentes zu vermeiden. Eine Woche nach der RSO sollten Spitzenbelastungen des/der behandelten Gelenke/s vermieden werden.

[3] Behandlung
Danach werden zur Dokumentation der Aktivitätsverteilung Aufnahmen des therapierten Gelenkes durchgeführt. Die Aufnahmen werden je nach behandeltem Gelenk im Liegen oder Sitzen durchgeführt. Sie erfolgen mit einer großen Kamera, der sog. Gammakamera. Bei dem Gerät handelt es sich um keine geschlossene Röhre. Es ist zu den Seiten hin offen und macht keinen Lärm. Daher werden die Aufnahmen auch bei bestehender Platzangst meistens gut toleriert. Während der gesamten Untersuchung werden Sie durch eine unserer MTAs betreut, die sich ständig in Rufweite befinden.

[6] Nachbesprechung

In einem abschließenden Gespräch bespricht der Sie betreuende Arzt mit Ihnen das weitere Vorgehen. Hierzu zählt:

  • Schonung des Gelenkes für 2 Tage. Die betreffende Extremität darf vorsichtig belastet werden, ein Bewegen des betreffenden Gelenkes soll jedoch vermieden werden. Damit wird ein Abfließen der eingespritzten Substanz aus der Gelenkhöhle verhindert. 
  • Nachsorge nach 3-4 Monaten durch Überweiser, ggf. nuklearmedizinische Kontrolle inklusive Skelettszintigraphie

Wichtige Hinweise

  1. Planen Sie für die Behandlung an einem Donnerstag oder Freitag 1-2 Stunden ein.
  2. Bitte tragen Sie an den Behandlungstagen wegen der Verbände weite Kleidung.
  3. Sie müssen nicht nüchtern sein. Ihre Medikamente nehmen Sie wie gewohnt ein.
  4. Nur bei Einnahme von Marcumar: Der INR sollte am Therapietag <2,0 betragen (Quick: >50 %).
  5. Die Behandlung ist Leistung der gesetzlichen Krankenkassen, die Kosten der verwendeten Substanzen sind sehr hoch. Sollten Sie zu dem vereinbartem Termin verhindert sein, bitten wir dringend um rechtzeitige Terminabsage, denn die Substanz hat eine sehr geringe Haltbarkeit und wird daher termingenau für Sie bestellt.